Frühlingserwachen? Ich will mein Winterfell zurück!

Der Merz ist am Ende. Oh. Entschuldigung. Freudscher Vertipper. Es heißt natürlich: der März ist zu Ende. Vögel zwitschern, Knospen sprießen, und ich habe mal wieder eine Stunde Schlaf verloren. Danke, liebe Zeitumstellung. Ich weiß, sie soll Energie sparen. Aber was ist mit meiner Energie? Die ist weg. Kaputtgespart. Und zwar in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 2:00 Uhr. Oder war es 3:00 Uhr? Jedenfalls war es danach zu spät für alles und zu früh zum Aufstehen. Mein Biorhythmus hat sich spontan zum Winterschlaf zurückgemeldet. Mit Abwesenheitsnotiz.
Kaum habe ich mich mit meinem neuen Jetlag über den Monatswechsel geschleppt, kommt der April mit dem, was in unserem Kulturkreis als "Spaß" durchgeht: Aprilscherze. Ein Tag, an dem die Menschheit kollektiv beschließt, alle Kommunikationsregeln außer Kraft zu setzen. Und wer ist das Opfer? Genau: Ich. Natürlich bin ich wieder auf diese Meldung reingefallen, dass die Bahn ab sofort Pünktlichkeitsboni an Kunden auszahlt. Ich habe sogar gegoogelt, wie man das beantragt. Sehr lustig. Noch besser war der angebliche IKEA-Service, der Billy-Regale jetzt auch rückstandslos im Hirn des Kunden montiert. Per Hypnose. Auch die Ausrufung von Neuwahlen war nur Wunschdenken und deshalb so glaubhaft.
Und dann steht auch schon Ostern vor der Tür. Wieder so ein Fest, bei dem ich mich frage: Ist das eigentlich Tradition oder passiv-aggressive Schnitzeljagd? Ich suche jedes Jahr wie ein Trüffelschwein nach irgendwas im Garten, finde aber meist nur die Überreste vom letzten Jahr. Ein halb verwitterter Schokohase mit fragwürdigem Blick und einem Ohr weniger. Die Kinder lachen, die Verwandten freuen sich über "die schöne frische Luft" und ich frage mich, warum man die Eier nicht einfach auf den Tisch stellen kann. Vielleicht sogar mit GPS-Tracker.
Ach ja, und dann ist da noch der Frühjahrsputz. Die große Illusion, dass es draußen heller wird, wenn man drinnen Fenster putzt. Spoiler: Wird es nicht. Es sei denn, man entfernt dabei versehentlich die Gardinenstange samt Wand. Ich habe neulich aus Versehen ein Spinnennetz entfernt, das vermutlich älter war als mein Mobilfunk-Vertrag. Das hat die Hausspinne nachhaltig irritiert, und jetzt wohnt sie vermutlich irgendwo unter meinem Bett.
Und sonst noch? Na klar: Die Allergie-Saison. Ich weiß nicht, was die Natur gegen mich hat, aber sie hat es in großen gelben Pollenwolken organisiert. Während andere sich über Krokusse freuen, schniefe ich mit einer Würde, die irgendwo zwischen Walross und kaputtem Staubsauger liegt.
Frühling soll ja die Zeit des Neuanfangs sein. Für alle, die zu viel Hoffnung und zu wenig Realitätssinn haben. Für mich ist es eher die Saison des kontrollierten Kontrollverlusts. Alles ist irgendwie heller, lauter, absurder. Und ich? Ich warte einfach auf den Mai. Der macht ja angeblich alles neu. Vielleicht ja auch mein Schlafkonto und mein Vertrauen in die Menschheit.
Bis dahin bleibe ich skeptisch, und hoffe, dass sich zu Ostern auch in Berlin endlich jemand Eier wachsen lässt. Oh. Entschuldigung. War nicht so gemeint. April, April!

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