Ah, Weihnachten - das Fest der Liebe, des Friedens und... der Diskussionen über die kommenden Wahlen. Eine ebenso heilige wie heikle Kombination, die in deutschen Wohnzimmern für das sorgt, was selbst das biederste Kaminfeuer nicht zustande bringt: pure Hitze und gelegentlich auflodernde Flammen der Entrüstung. Der Wahlkampf zieht unaufhaltsam seine Kreise. Doch keine Sorge, es ist relativ einfach, die politisch aufgeladene Weihnachtsatmosphäre mit ein paar einfachen Tricks, ausreichend Glühwein und der richtigen Prise Humor halbwegs schadlos überstehen.
Es ist bekannt, dass Glühwein zwei wichtige Funktionen hat: Er wärmt Hände und lässt andere Meinungen irgendwie erträglicher erscheinen. Denn egal, ob sie gerade vom Verbot der Wärmepumpen, der Heizkostenbremse oder der neuesten Umweltverordnung sprechen, mit einem dampfenden Glühwein in der Hand erscheint einem all das wie der Hintergrundlärm eines sehr friedlichen Waldes. Geübte Glühweintrinker wissen: Bei Bedarf sanft nicken und "Ja, das ist ein wichtiger Punkt!" murmeln. Tipp: Bei brenzligen Diskussionen lieber noch einmal nachschenken, bevor die Stimmung kippt.
Die zweite Regel lautet: Mund voll, Herz voll! Lebkuchen sind nicht nur kulinarisch wertvoll, sie sind auch ein bewährtes Mittel gegen unnötige Wortergüsse. Kaum jemand bringt es über das Herz, jemanden mit vollem Mund nach seiner Meinung zu Erbschaftssteuer, Zuwanderungspolitik oder internationaler Wirtschaftspolitik zu fragen. Sollte dies doch einmal passieren, reicht es, andächtig auf das Lebkuchenherz in der Hand zu zeigen.
Weihnachten hat eine nostalgische Komponente. Warum also nicht einfach eine kleine Reise in die Vergangenheit einlegen? Ein Satz wie "Früher war mehr Lametta!" lenkt wunderbar ab und lässt selbst die hitzigste Diskussion kurz verstummen. Verbindet man das Ganze mit einem nostalgischen "Und erinnert ihr euch noch, wie wir die Knallerbsen versteckt haben?", setzt sich ein bisschen selige Kindheitserinnerung durch.
Die große Kunst des Familienfriedens besteht darin, sich mit Flexibilität und einem Glühweingläschen vom Thema abzuwenden. Was eignet sich besser als Klassiker wie: "Wer hat eigentlich die besten Kartoffelsalatrezepte?" oder "Wem gehört eigentlich dieser merkwürdige Pullover in der Garderobe?" Alternativ fragt man den ältesten Anwesenden, wie Weihnachten früher ohne Smartphones und Streamingdienste aussah. Dieser Trick lässt die Stimmung urplötzlich ins Beschauliche gleiten.
Es gibt ja die Theorie, dass Politik in jeder Runde irgendwann auftauchen muss, ähnlich wie das Tischgebet und Tante Uschis "Hast du zugenommen?" Doch Weihnachten hat etwas anderes verdient: weniger Wahlkampf, mehr Lametta. Und wenn das nicht geht, dann wenigstens ein friedliches Schweigen im Anblick des Weihnachtsbaums. Manchmal hilft ein einfacher, bescheidener Blick auf den Baum, wie er da so steht, mit seinen goldenen Kugeln. Plötzlich erinnert man sich daran, dass es Dinge gibt, die auch ganz ohne Streitgespräche wunderschön sein können.
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