Lippeportal - Oktober 2024

Die Lage der Nation und ich genieße den Tag

Oktober 2024

Es gibt Tage, an denen die Lage der Nation auf mir lastet wie ein besonders drückendes Kissen aus Bleiwatte. Doch nicht heute. Heute genieße ich den Tag. Warum? Weil ich beschlossen habe, dass es der Lage der Nation egal ist, wie es mir geht, und das Gefühl ist erstaunlich befreiend. Außerdem scheint die Sonne, und selbst der drohende politische Weltuntergang wirkt bei Sonnenschein irgendwie erträglicher. Wie sagte doch schon ein alter Bekannter: "Die Sonne scheint auch für Idioten." Gut, dass ich keiner bin, jedenfalls nicht vor 16 Uhr.

Die Nation indes... tja, die wankt gerade irgendwo zwischen "Ach, wird schon wieder" und "Oh mein Gott, die Aliens kommen!" Die großen Fragen des Alltags stapeln sich, während die wirklich wichtigen Probleme gekonnt ignoriert werden. Niemand spricht mehr über die kleinen Dinge, wie die Tatsache, dass Kaffeemaschinen heutzutage mehr Funktionen haben als ein durchschnittliches Mars-Rover. Stattdessen geht es um Themen wie "Fachkräftemangel", als ob man nur an genügend Fachkräfte glauben müsste, damit sie plötzlich wie Pilze aus dem Boden sprießen. Na klar, warum nicht? Das Leben wäre doch so viel leichter, wenn wir einfach alle mal ein bisschen mehr träumen würden.
Aber heute? Heute ist mir das herzlich egal. Ich genieße meinen Kaffee, auch wenn meine Kaffeemaschine gerade durch einen Software-Update-Prozess in einen Zustand metaphysischen Erwachens geraten ist. Sie fragt mich jetzt nach meiner politischen Meinung, bevor sie meinen Latte macchiato fertigstellt. Doch auch das nehme ich mit Gelassenheit. Sie kann ja mal den Bundespräsidenten anrufen, der ist schließlich auch immer ganz gut im Smalltalk.

Während sich der Rest der Republik um so Kleinigkeiten wie Inflation, Klimakatastrophe und künstliche Intelligenz sorgt, die demnächst unseren Planeten übernehmen könnte, sitze ich hier und überlege, ob ich heute Nachmittag doch noch den Rasen mähen soll. Ich meine, Prioritäten sind wichtig. Und ich weiß, die Lage der Nation könnte auch davon abhängen, ob ich mein Gartengrün ordentlich trimme. Wer weiß, vielleicht rettet es den Weltfrieden. Oder es beruhigt zumindest die Nachbarn, die schon seit Wochen verdächtig aus dem Fenster lugen, vermutlich in der Hoffnung, mich eines ungepflegten Rasens zu überführen.

Ein Blick in die Nachrichten zeigt mir indes: Die Welt brennt, aber die Feuerwehr steht im Stau, weil vor ihr 1.500 SUVs im Weg stehen. Das Klima ist kaputt, aber es gibt neue E-Scooter in fünf hippen Farben. Wir haben ernsthafte Probleme, aber ich genieße den Tag. Und das, meine lieben Leser, ist das Geheimnis des Überlebens in diesen absurden Zeiten. Die Lage mag angespannt sein, aber mein Gemütszustand bleibt unbeirrt, denn ich weiß: Heute ist nicht der Tag, an dem ich die Welt retten muss. Heute reicht es, wenn ich einfach ein bisschen die Sonne genieße, während meine Kaffeemaschine über die Zukunft der Menschheit nachdenkt.

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