Ach, das Messer - ein uraltes Instrument, ein Werkzeug der Nötigkeit, das in der Küche dazu dient, Gemüse zu zerkleinern, Brot zu schneiden, vielleicht sogar ein Stück Fleisch vom Knochen zu trennen. Doch wehe, wenn es aus seiner Bestimmung gerissen wird und in die Hände eines Menschen gerät, der von der Raserei des Wahns ergriffen ist! Dann wird aus der unschuldigen Klinge ein mörderisches Verlängerungsstück der primitivsten Instinkte. Und warum? Weil der Mensch unfähig ist, den Furor, der in ihm lodert, auf andere Weise zu kanalisieren, oder weil er sich besonders und auserwählt fühlt, weil es diese Stimmen sind, die in seinem Kopf vergeblich nach etwas Hirn suchen.
Man könnte meinen, es sei eine Binsenweisheit, dass Messer nicht dazu da sind, um sie in andere Menschen zu rammen. Eine Tatsache, so klar wie die Sonne am Himmel. Doch offenbar braucht es in dieser Welt des Irrsinns, in der Gewalt fast schon zur alltäglichen Routine verkommen ist, eine Erinnerung daran. Nun, dann lasst mich euch eine Alternative vorschlagen - eine Möglichkeit, euren krankhaften Drang nach Selbstzerstörung und Blutvergießen auf eine weniger destruktive Weise zu befriedigen.
Hört mir zu, ihr Amateure der Selbstzerstörung und Meister der sinnlosen Gewalt! Wenn ihr das nächste Mal spürt, wie das Messer in eurer Hand vibriert, wie es euch mit einer stummen, verführerischen Stimme dazu aufruft, es in das Fleisch eines Mitmenschen zu stoßen, dann macht etwas Erstaunliches: Dreht den Spieß um - buchstäblich! Nehmt diese scharfe, kalte Klinge und steckt sie euch selbst in den Hintern. Oder schnitzt euch ein schönes Räuchermännchen, einen Nussknacker oder irgendeinen anderen Staubfänger, den ihr euch schön ins Regal stellen könnt. Aber bitte lasst die Menschen in Ruhe, die einfach nur ausgelassen feiern wollen. Natürlich gibt es Momente, in denen auch dem tolerantesten Bildungsbürger die Galle hochkommt und der innere Vulkan explodiert, nachdem man auf Stadtfesten 2 Stunden mit Florian Silbereisen oder anderem grenzwertigen Kulturgut dauerbeschallt wurde. Wenn es in euch brodelt, dann geht einfach. Geht ohne Zorn, aber geht. Zieht euch zurück in die stille Ecke einer urbanen Grünanlage, zieht euer Messer und schmiert euch ein Marmeladenbrot, oder macht irgendwas anderes, was eure niederen Triebe befriedigt. Aber macht es mit euch allein aus. Pfeift "La Paloma". Diese süße, melancholische Melodie, die Sehnsucht und Einsamkeit in sich trägt, möge euch begleiten.
Vielleicht erkennt ihr in diesem Moment was ihr tun wolltet. Vielleicht lacht ihr über euch selbst oder schreit vor Schmerz, aber eines ist sicher: Ihr werdet begreifen, dass nichts Erhabenes daran ist, andere zu verletzen, sondern es ist eine ein Zeichen wahrer Stärke, seine eigenen Dämonen zu besiegen.
Lippeportal
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