Konfetti und Küsse

Stellen Sie sich vor, Sie öffnen die Tür und treten hinaus in eine Welt, in der die Normalität auf den Kopf gestellt ist. In der Pappnasen zur hochmodischen Gesichtsbedeckung avanciert sind und das lauteste Outfit das beste ist. Eine Welt, in der das Leben eine schrille, aber fröhliche Kakophonie ist und in der jeder, wirklich jeder, Ihr neuer bester Freund sein könnte. Willkommen im Karneval mit wechselnden Partnern bei Knutschereien zu gewöhnungsbedürftiger Musik!

Nun, Karneval ist nicht jedermanns Sache. Es ist wie Brokkoli - entweder man liebt es oder man hasst es. Aber für diejenigen unter uns, die die Ekstase der Freude und des Frohsinns, die dieses Fest mit sich bringt, zu schätzen wissen, ist es ein Ereignis von fast mythischer Bedeutung.

Beginnen wir mit den Kostümen. Wer hätte gedacht, dass sich ein ausgewachsener Mann freudig in ein rosa Häschenkostüm werfen würde? Und doch, im Karneval ist dies nicht nur akzeptiert, sondern sogar erwünscht. Selbst die zugeknöpfteste Person kann sich plötzlich als sexy Krankenschwester oder als Elvis im Glitzeranzug wiederfinden. Und das Beste daran? Es ist völlig in Ordnung. Im Karneval kann man sein, wer man will - oder wer man gerade zu sein vorgibt. Eine gewisse Grauzone betritt man da nur bei der sogenannten "kulturellen Aneignung". Nicht zu verwechseln mit "intellektueller Aneignung", die uns im Alltag immer dann begegnet, wenn weniger gebildete Personen mit viel Haltung aber wenig Ahnung eine fremdenfeindliche Gesinnung erkennen, sobald sich ein Kind gerne als Eskimo oder Indianer verkleidet. Pfui, alleine diese Bezeichnungen für Inuit und American Natives zeugen ja angeblich bereits von moralischer Abartigkeit. Aber das ist ein ganz anderes Thema, über das wir ein anderes Mal lästern wollen.

Kommen wir zurück zum Karneval und zu der Musik. Eine fröhliche Mischung aus Schlagern, Pop und allem, was laut genug ist, um über das Geschrei der Menge hinweg zu hören. Die Musik ist das pulsierende Herz des Karnevals. Sie trägt uns auf ihren Wellen, lässt uns tanzen und singen und vergessen, dass wir eigentlich gar nicht tanzen und singen können. Und das Schöne daran ist, dass es keinen Unterschied macht, ob die Musik gut oder schlecht ist. Denn im Rausch des Karnevals klingt alles wie der süße Klang der Freiheit.

Und dann sind da natürlich noch die Knutschereien. Unter dem Deckmantel des Karnevals scheinen alle Hemmungen zu verschwinden, und plötzlich finden wir uns in den Armen eines Fremden wieder, während wir zu der schrecklichsten Musik tanzen, die wir je gehört haben. Und das Schönste daran? Am nächsten Tag kann man sich einfach damit herausreden, dass es "nur Karneval" war.

Ja, der Karneval ist ein Fest der Übertreibungen. Er ist laut, er ist chaotisch und er macht absolut keinen Sinn. Aber genau das macht ihn so wundervoll. Denn für ein paar Tage im Jahr können wir die Realität hinter uns lassen und in eine Welt eintauchen, in der alles möglich ist.

So schnappen Sie sich Ihre Pappnase, werfen Sie sich in Ihr schrillstes Outfit und machen Sie sich bereit, zu schrecklicher Musik zu tanzen und fremde Leute zu küssen. Denn der Karneval ist hier, und er wartet nur darauf, dass Sie sich ihm anschließen.

In diesem Sinne: Ich bin Batman.

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