Sommer in Lippe

Die Sonne betritt ganz offiziell dieWetter-Bühne und der Regen wird wieder wärmer. Die überhebliche Kugel aus heißem Gas hat ihren triumphalen Auftritt. Es ist Sommer und die Sonne nimmt ihren Job als Tageslicht-Projektor sehr ernst.

In der lippischen Provinz kommt der Sommer besonders zur Geltung. Dieser idyllische Landstrich, in dem man auf ein Quadratkilometer mehr Kühe als Menschen zählt, bietet die perfekte Kulisse für den Sommer in seiner reinsten Form. Hier, wo das Grün der Wiesen sich mit dem Himmel vermischt und die einzigen Verkehrsstaus durch zufällig herumwandernde Schafe verursacht werden, weil die Autos in den innerstädtischen 30er-Zonen im Stau stehen und mit schwindender Hoffnung um die seltenen freien Parkplätze kreisen. Hier ist das sommerliche Paradies zuhause.

Apropos Schafe, der Monat Juni markiert auch das Ende des Schuljahres. Kinder und Jugendliche in Lippe verabschieden sich von ihren Klassenräumen und den fröhlich-melancholischen Gesichtern ihrer Lehrer. Es ist der Moment, in dem sie ihre Schulbücher gegen den Schwimmbad-Pass eintauschen, eine Art Tauschhandel, der auf mysteriöse Weise jedes Jahr stattfindet und zu dessen Nebeneffekten es gehört, dass manche Kinder während ihres Aufenthaltes im chlorierten Nass tatsächlich mehrere Minuten ohne Handy auskommen.

Die Schulferien sind wie die Jahreszeit des Entschleunigens, eine Zeit, in der man das Tempo herunterschrauben und den Tag in vollen Zügen genießen kann. Aber vergessen wir nicht, dass der Beginn der Ferien oft einer Episode von "Wilde Tiere in der freien Natur" gleicht, in der Schulkinder mit Taschen voller Bücher und unerfüllten Hausaufgaben wild aus ihren Schulen stürmen. Die erste Woche der Ferien wird dann oft von elterlicher Verzweiflung über leere Kühlschränke und chronischem Couch-Sitzsyndrom geprägt.

Nachdem der erste Ansturm abgeklungen ist, bringt der Juni seine eigene Magie ins Spiel. Es ist die Zeit der lauen Nächte, in denen die Kinder den Glühwürmchen nachjagen und die Eltern sich über die subtile Kunst des Grillens austauschen. Es ist die Zeit der Picknicks am Flussufer, der spontanen Fußballspiele auf dem Feld und der hitzigen Debatten über das beste Eis am Stiel. Ja, in den lippischen Dörfern gibt es diese Idylle mancherorts vielleicht auch deshalb noch, weil die Internetbandbreite etwas schwächelt und nur jeder dritte Haushalt abends den neuesten Netflix-Blockbuster genießen kann.

Das ist der Monat Juni - ein humorvolles Durcheinander aus Sonne, Spaß und Freiheit. Es ist die Zeit der herrlich chaotischen, glückseligen und unvergesslichen Momente. Der Monat, in dem die Tage länger, die Nächte kürzer und die Erinnerungen unendlich sind. Denkt daran: LIP bedeutet: Leben im Paradies.

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