Bitte etwas lauter...

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich brauche für 2023 eigentlich keine neuen guten Vorsätze. Ich mache es mir leicht und arbeite einfach meine Liste von 2014 weiter ab. Notfalls hätte ich da auch noch ein paar Punkte aus den 80er und 90er Jahren, die ich irgendwie noch nicht komplett umgesetzt habe.

Irgendwann kommt man ja auch in das Alter, wo man denkt: "Netter Vorsatz. Müsste ich mal machen. Komm ich eh nicht mehr zu." Das Leben ist sowieso zu kurz, um auf "Sex, Drugs and Rock'n'Roll" zu verzichten. Daraus wird noch früh genug "Sechs mal nachts Pippi machen, Blutdrucksenker und Rollator". So als netter älterer Herr wird man sowieso vorsichtiger, da jedes Headbanging beim Heavy Metal schnell zum Death Metal werden kann. Früher drehte man die Boxen richtig auf, um die Musik möglichst laut mit durchschlagender Wirkung bis in die Magenkuhle zu genießen. Heute drehe ich den Regler etwas höher, um überhaupt was zu hören.

Nein, is' nur Spaß. So alt bin ich noch nicht.

Retro ist nach wie vor im Trend und überall herrscht Nostalgie. Und tatsächlich haben sich die Zeiten in mancher Hinsicht gar nicht so sehr verändert. Erinnern wir uns an das Jahr 1923. Also 100 Jahre zurück. Klingt so weit weg. Aber: Im Nachtrag zu seinem Testament warnte der schwerkranke sowjetische Regierungschef Lenin vor Josef Stalin, der skrupellos und machtbesessen sei. Vor wem würde Lenin wohl heute warnen? Frankreich und Belgien besetzten im Januar 1923 das Ruhrgebiet, um die Kohlelieferungen zu sichern. Heute besetzen Umweltaktivisten alles mögliche, um Kohle zu verhindern. So oder so bleibt in einigen deutschen Haushalten die Bude erstmal kalt. Oh, ist Ihnen das zu kritisch? Kein Problem, im Laufe des Jahres 1923 kam es zu einer Hyperinflation. Da konnte man seine gesamten Schulden schnell mit einem Stück Brot abbezahlen. Das ist doch auch mal eine Perspektive. Vorausgesetzt, man hat Brot. Überhaupt: Brot und Spiele - wie herrlich. Natürlich nur, wenn die Spiele nicht in einem dubiosen Wüstenstaat stattfinden. Ist ja klar.

Aber ich schweife ab. Wir schreiben ja das Jahr 2023. Alles ist schön. Oder wird es. Oder sollte es sein. Oder was auch immer. Und deshalb werde ich es auch genießen. Egal was kommt. Ohne blöde Vorsätze, aber mit ganz viel Lebensfreude. Und notfalls drehe ich die Musik etwas lauter, und träume davon, wie es war, als ich noch mein Haar zum Takt der Musik durch die Luft wirbeln konnte. Ich wünschen Ihnen, Euch und Allen ein fantastisches und denkwürdiges Jahr voller Rock'n'Roll, oder was auch immer Ihr hört. Das Jahr wird das, was wir daraus machen. Also sehr gut.

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