Lipper wussten es schon immer. Am besten ist Geld, wenn man es nicht ausgibt, obwohl es in diesen Tagen wirklich schwer fällt die Barschaft zusammenzuhalten.
Ich erinnere mich noch an Zeiten, als man einen schicken Sportwagen und eine luxuriöse Villa brauchte, um den Nachbarn vor Neid erblassen zu lassen und in der Disco bei der Paarungssuche abzuräumen. Heute reicht es völlig, wenn man seinen Kleinwagen volltanken kann und die Einzimmerwohnung auf über 20 Grad geheizt ist. Vor ein paar Jahren hieß es: "Mein Haus, mein Auto, mein Boot", jetzt ist eine autarke Solaranlage das neue Statussymbol. Vielleicht auch gar kein so schlechter Trend, wenn man eine wenig auf Nachhaltigkeit setzt und Sparsamkeit wieder eine Tugend wird. Das dies nun bei vielen Menschen aus der Not heraus passiert ist natürlich tragisch, aber man sollte immer das Positive daran sehen. So versammeln sich die Familien in diesem Winter vielleicht vielerorts um einen Wärme spendenden Teelicht-Ofen und lesen sich Geschichten aus einem Buch vor, um Strom zu sparen. Rausgehen braucht man nach Einbruch der Dunkelheit dann ja sowieso nicht mehr, da Geschäfte vermutlich früh schließen und Weihnachtsbeleuchtungen sowie andere Lichtquellen erst gar nicht eingeschaltet werden sollen. Verdunklung. Wegen dem Russen. Oma erinnert sich. Oh, böse Anspielung, aber vielleicht auch irgendwie treffend. Wer weiß, was uns noch erwartet. Und wer weiß, was das schlecht geschulte Entscheidungsträger-Personal auf den Ministerposten noch von uns erwartet. Genießen wir also die letzten schönen Spätsommertage und knüpfen wir möglichst viele persönliche Freundschaften. Die Menschen nebenan sind nämlich auch dann noch da, wenn die anonymen, hippen Onlinefreunde auf den SocialMediaKanälen aufgrund von Stromausfällen nicht mehr erreichbar sind. Ja, ohne Strom läuft nämlich auch kein Internet. Nicht mal Netflix. Jetzt könnte man ja frohlocken, dass der Aufriss in der Disco oder beim Tanztee dadurch unglaublich einfach wird, weil es reicht damit anzugeben, dass man noch einen funktionieren Campingkocher und einen batteriebetriebenen Kassettenrecorder zuhause hat, aber ich befürchte, dass die Attraktivität von Tanzflächen ohne Licht- und Soundanlagen ebenfalls dermaßen schwindet, dass ich vermutlich ganz alleine im Dunkeln auf der Box tanzen würde.
Aber vielleicht wird ja auch alles gut. Dann schmücke ich den Heizpilz in meinem Wohnzimmer mit einer Lichterkette. Mit einer echten. Mit 100-Watt-Glühbirnen. Die habe ich noch im Keller, denn ich schmeiße nix funktionierendes weg. Nachhaltig eben. Oder sparsam und auf alles vorbereitet, wie Lipper so sind.
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