ACHTUNG: Wenn Sie sich gerne vorschnell eine Meinung bilden, oder vielleicht auch bereits eine unumstößliche Wahrheit besitzen und jede Kritik als Blasphemie empfinden, dann sollten Sie diesen Text lieber nicht lesen. Es zwingt Sie ja keiner. Blättern Sie doch einfach weiter. Das ist einfach und schont das eigene Weltbild. Wenn Sie aber weiterlesen (was Sie ja offenbar gerade tun), dann lesen Sie bitte auch bis zum Ende. Dann denken Sie am Besten noch zweimal darüber nach, und dann, aber auch erst dann stimmen Sie meinen Zeilen hoffentlich zu. Wenn nicht, ist das natürlich Ihr gutes Recht. Es ist ja immer noch ein freies Land, jedenfalls zwischen 5 Uhr morgens und 9 Uhr abends, und wenn ich mich sowieso mit Niemandem treffen möchte.
Aber das sollte heute gar nicht mein Thema sein.
Ein Aufreger ging dieser Tage durchs Netz. Ein Shitstorm sondergleichen richtete sich gegen zahlreiche Schauspieler, die sich in persönlichen Videobotschaften zu den Corona-Maßnahmen äußerten und dabei den eindeutigen Hashtag #allesdichtmachen verwendeten.
Wie können die es nur wagen? Die meisten von denen sind doch sowieso nur durch meine Zwangsgebühren alimentiert und gleichgeschaltete Systemhuren, die nur nachplappern, was ihnen vom Kanzleramt auf den Telepromter gespielt wird.
Oder sind die Aussagen doch nicht so eindeutig? Ich muss zugeben, auch ich habe zuerst nicht so genau hingehört und war schnell empört. Dazu muss man sagen, dass ich persönlich Satire und Ironie liebe. Und doch habe ich sie nicht gleich erkannt. Das macht mir Angst, da es doch zeigt, wie sehr auch meine Nerven blank liegen. Da überhört man schon mal gerne, dass die Künstler es offensichtlich nicht so ganz erst meinen und vielmehr auf die "anderen Opfer der Pandemie" hinweisen wollen. Die, die ums wirtschaftliche Überleben kämpfen.
Damit kritisieren die Schauspieler in ihren Videobotschaften nicht unbedingt alle Maßnahmen, aber lassen hier und da doch durchblicken, dass den politischen Entscheidern offensichtlich in vielerlei Hinsicht der Durchblick fehlt. Einzelne Entscheidungen scheinen zumindest schlecht durchdacht zu sein.
Jan Josef Liefers erwähnt zum Beispiel in Halbsätzen, dass man sich nicht von internationalen Experten verunsichern lassen soll, weil doch jeder weiß, dass nur ganz wenige Spezialisten (die, der Regierung) wirklich Ahnung haben.
Maxim Mehmet berichtet darüber, dass seine Familie die Wohnung aufgeteilt hat, um sich nicht zu begegnen. Er und sein Sohn in einem, Frau und Tochter im anderen Zimmer. Es fällt schwer sich nur noch über den täglichen Videocall zu sehen, aber Gesundheit geht vor. Seit einem Jahr.
Thorsten Merten hält selbstverständlich auch zu Hause Abstand zu seiner Frau. Kein Problem in einer luxuriösen Villa mit ausreichend Platz. Und er stellt die Frage, warum nicht einfach alle Menschen in riesige Wohnungen ziehen, und warum die Regierung nicht an der Stelle ansetzt.
Hans Zischler distanziert sich gleich mal selbst von allem was er sagt und von allen Experten und Skeptikern, sowie vom Robert-Koch-Institut und den Querdenkern. Einfach von Allen. Er distanziert sich und geht auf Abstand. Ganz im Sinne aller Beschränkungen. Zu Allem. Zu Jedem.
Es ist ein freies Land. Ich darf vielleicht nicht alles machen, aber glauben was ich will.
Man kann sich Sorgen um die Gesundheit machen und trotzdem so manche Maßnahme in Frage stellen. Aber eines sollten alle tun: Sich gegenseitig wirklich zuhören. Ängste verstehen und Bedenken wenn möglich mit guten Argumenten ausräumen. Ruhig, gelassen und ohne gleich einen Shitstorm vom Zaun zu brechen. Ich sage den Akteuren hinter #allesdichtmachen DANKE, zumindest seitdem ich genau hingehört und es verstanden habe - glaube ich zumindest.
Vielleicht war das Verständnis füreinander und die leisen Zwischentöne noch nie so wichtig wie heute. Deshalb Danke, dass Sie mir bis hierhin gefolgt sind.
Lippeportal
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