In meinem Leben gab es schon einige Momente, von denen ich im Nachhinein dachte: Nee. War Mist. Muss ich nicht wieder haben. Nahezu das gesamte Jahr 2020 gehört für mich definitiv auf diese Liste. Obwohl... dieser eine Moment... ach nein, doch nicht.
In meiner Kindheit musste man immerhin irgendeine Strolcherei gemacht haben, um Hausarrest zu bekommen. Heute reicht es leider völlig aus, zwei bis drei Male zu husten, und schon darf man nicht raus, um mit seinen Freunden zu spielen. Und wenn ich das schon doof finde, wie muss es dann erst den Kindern gehen? Ich glaube, schlimmer würde ich mich nur fühlen, wenn ich heute nochmal 17 wäre. Voller Tatendrang und rund um die Uhr paarungswillig. Und dann über Monate keine Party, keine Disco, kein Anfassen ohne Handdesinfektion? Ja, das Jahr 2020 ist ein bisschen so, als hätte man was sehr Übles gegessen. Übelkeit, schlechte Laune und das Klopapier wird knapp. Während wir am Advendskalender jeden Tag ein Türchen öffnen, schließen einige Innenstadtläden und Gastronomen Ihre Türen für immer. Traurige Zeiten.
Aber es hilft auch nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Ideen sind gefragt. OK, Lieferdienste sind kein adäquater Ersatz für einen romantischen Restaurantbesuch. Am Laptop lernt es sich schwerer als im Klassenzimmer, obwohl das immer auf den Lehrer ankommt. Ja, und Homeoffice gestaltet sich bei Berufen wie Automechaniker, Physiotherapeut und Fleischereifachverkäufer naturgemäß eher schwierig. Aber das ist jetzt die Chance für alle Kreativen im Land. Ideen sind gefragt. Nicht nur, um die Zeit irgendwie rum zu kriegen, vor Netflix zu hocken und das Sofa durchzupupsen. Nein, auch für die Zeit nach der Pandemie. Wie starten wir neu? Was können wir jetzt bereits dafür tun? Wie sollen unsere Städte, unsere Arbeitswelten und unser Leben künftig aussehen? Große Katastrophen bieten auch große Chancen. Chancen für Veränderungen. Und wenn die Politik jetzt klug agiert und die Fördermaßnahmen richtig eingesetzt werden, dann braucht es nur noch Unternehmergeist und etwas Mut. Nicht nur Durchhalten, sondern auch Durchstarten sollte unser Ziel sein. Natürlich ist das leichter gesagt als getan, aber es ist dennoch alternativlos. Also Arschbacken zusammenkneifen, aufrecht gehen und mutig voranstürmen, wo Engel furchtsam weichen.
Wenn es dieses Jahr schon keine coolen Silvesterpartys und nur vereinzelt Feuerwerke geben darf, dann lasst uns um Mitternacht gemeinsam vor die Tür gehen und rufen: "Hau ab, du Arschlochjahr 2020."
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