Lippeportal - Juni 2018

Ahnungslos, aber sexy...

Juni 2018

Die neue DatenSchutzGrundVerOrdnung (DSGVO) zeigt mal wieder, wie wenig die Menschen wissen oder auch wissen wollen. Politiker ohne Ahnung plappern vom Verbraucherschutz und Datenmissbrauch, ohne zu erkennen, dass vor allem kleine Betriebe und Vereine jetzt ernsthafte Probleme haben, die Auflagen umzusetzen. Fanden Sie es persönlich nett, wenn Ihnen Ihr Onlinekaufhaus oder Ihr Zahnarzt (oder wer auch immer) zum Geburtstag gratuliert hat? Vielleicht bekommen Sie sogar jedes Jahr automatisch einen Gutschein geschenkt? Das dürfte jetzt vorbei sein, denn Sie müssten der Verwendung Ihres Geburtsdatums genau zu diesem Zweck eindeutig zustimmen! Schriftlich! Dokumentiert! Also gilt für die Zukunft: Grüße von der Tante JA. Gutschein vom Geschäftspartner eher NEIN. Wir hören auch immer wieder: Die DSGVO ist zum Schutz gegen "Daten-Missbrauch" und alles andere ist nur Panikmache. Wahr ist vielmehr, dass der "Daten-Gebrauch" erschwert wird. Für Alle! WhatsApp auf dem selben Handy, das Sie auch beruflich bzw. geschäftlich nutzen? Das ist z.B. nicht erlaubt. Und Strafen? Natürlich ist davon auszugehen, dass die Behörden mit dem viel zitierten Augenmaß handeln, aber zivilrechtlich ist einer Klagewelle von Privatpersonen, Konkurrenzunternehmen und Abmahnanwälten jetzt Tür und Tor geöffnet. Da hilft es auch nicht, die Probleme herunter zu spielen oder zu ignorieren.

Gestern sah ich auf Facebook: HIERMIT WIDERSPRECHE ICH DER DSGVO!

Netter Versuch. Hat aber die gleiche Wirkung, wie: "Hiermit widerspreche ich der Geschwindigkeitsbegrenzung in der Innenstadt." Trotzdem darf nicht zu schnell gefahren werden. Ignorieren der Gesetzeslage hilft nicht. Auch wenn es mancher glaubt. Aber wie heißt es so schön: "In einem Land, in dem Menschen glauben, dass sie durch die Teilnahme an einer Onlineumfrage garantiert einen tollen Neuwagen gewinnen, in diesem Land ist auch politisch so einiges möglich."

Ich bin mir auch sicher, dass in den nächsten Wochen jede Menge Webseiten und kostenlose Services abgeschaltet werden. Denn ohne Daten keine Zielgruppenrelevante Werbung, also keine Einnahmen. Aber selbst Videos mit Bibis gratis Schminktipps oder lustige Facebook-Sprüche und Instagram-Fotos muss ja irgendwer produzieren. Die Nutzer wollen natürlich nichts dafür bezahlen und haben sich dafür gerne die Werbung angesehen. Und da gerät das Geschäftsmodell ins schwanken. In Zukunft werden wir alle besser über die Verwendung unserer Daten informiert. Unsere Daten sind dann geheimer, schwerer zugänglich. Aber dafür erhalte ich auch weniger Geburtstagsglückwünsche und muss vielleicht auf Schminktipps verzichten.

Schade eigentlich. Da wären viele vermutlich weiterhin lieber ahnungslos, aber sexy.

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