Lippeportal - April 2018

Verkaufsoffen? Am Sonntag?

April 2018

Verkaufsoffen? Am Sonntag?

Natürlich haben wir alle gerne am Sonntag frei. Aber offensichtlich gibt es auch tausende von Familien, die gerade an den verkaufsoffenen Sonntagen in die Stadt kommen. Und zwar nicht, um den Angestellten in den Geschäften, Restaurants und Eisdielen wegen den Arbeitszeiten ihr Mitleid auszusprechen, sondern um einzukaufen. Wenn das alle furchtbar fänden, würden sie doch zu Hause bleiben und die verkaufsoffenen Sonntage wären bald Geschichte, so wie es Grüne und Linke in vielen Stadträten gerne fordern. Klingt doch ganz familienfreundlich, oder?
Offensichtlich ist der Kundenwille aber ein anderer.
Verschiedene Gewerkschaften fordern ja nicht nur die Abschaffung von verkaufsoffenen Sonntagen, sondern auch immer wieder Lohnerhöhungen. Dazu rufen sie notfalls zum Streik auf. Weil die Mitarbeiter es Wert sind, sagen sie.
Ja, kann man machen. Ich gönne auch jedem das Geld, dass seine Arbeit Wert ist. Aber wer bestimmt diesen Wert? Die Tatsache, dass jeder gerne zweimal jährlich ein neues Handy hätte, von einer Weltreise träumt oder seinen Kindern zumindest ein zweites Paar Schuhe kaufen möchte, sagt doch noch lange nichts über die Arbeitsleistung aus. Die schlechte Nachricht ist, dass immer noch der Verbraucher bestimmt, was die Arbeit wert ist. Ja genau. Jeder von uns regelt mit seinem Einkauf den Markt und bestimmt damit indirekt auch die Gehälter der Dienstleister, die wir in Anspruch nehmen. Denken Sie darüber nach, wenn Sie sich beim nächsten Mal für 11,- Euro die Haare schneiden lassen, Brötchen für 20 Cent kaufen oder Ihnen der Liter Milch für 65 Cent zu teuer ist. Es ist nicht verwerflich, nach Schnäppchen Ausschau zu halten und möglichst billig einzukaufen. Sie denken jetzt: "Warum sollte man auch eine teure Milch kaufen, wenn es doch eine billige gibt?" OK, da haben Sie Recht, aber dann dürfen Sie es Unternehmen auch nicht vorwerfen, wenn sie das gleiche tun und ebenfalls günstig einkaufen. Auch die Arbeitskraft ihrer Mitarbeiter. Übrigens, auch hier gelten Angebot und Nachfrage. Wenn Keiner bereit wäre, für weniger zu arbeiten, dann würden Gehälter automatisch steigen. Aber dann würden auch Brötchen und Milch teurer. Das fänden wir natürlich doof. Egal, Hauptsache die Handys, Flachbildfernseher und Designerjeans bleiben schön billig. Die kommen ja auch aus Asien. Und da finden wir es OK, dass der Monatslohn bei 100 Euro liegt.
Seien wir mal ehrlich: Optimaler Weise würde jeder gerne halbtags soviel verdienen, dass er sich auch am Sonntag was schönes zum Schnäppchenpreis kaufen kann.

Mein Vorschlag ist: Kaufen Sie nur an Tagen, an denen Sie selbst arbeiten würden. Und bezahlen Sie den Preis, für den Sie selbst liefern könnten. Das wäre wirklich gerecht.

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