In diesen Tagen ist es schwer, sich überhaupt über irgend-etwas zu äußern, ohne das gleich eine beträchtliche Anzahl von Wutbürgern mit Heugabeln und brennenden Fackeln vor dem Redaktionsbüro aufläuft. OK, meistens sind es nur Plakate, aber manchmal eben auch Sturmgewehre. Sollte man dann nicht lieber gar nix sagen, anstatt noch irgendwem auf die Füße zu treten? Und Satire? Um Gottes Willen! Blasphemie! Ganz im Gegenteil. Gerade jetzt sollte man die Stimme erheben und auch mal unangenehme Wahrheiten aussprechen. Wir erleben zahlreiche Umbrüche in unserer Gesellschaft und immer mehr Menschen haben Angst. Angst davor, dass Ihr Gott beleidigt wird, dass wir alle bald vom islamischen Staat geköpft werden, dass die Rundfunkgebühren erhöht werden und und und...
Und was macht die "Lügenpresse"? Auf der einen Seite aufwiegeln und auf der anderen Seite verharmlosen! So hofft man die Verkaufszahlen in die Höhe zu treiben oder mit verzerrenden Bildern in den Nachrichten den Aufsichtsgremien in den Rundfunkanstalten in den Ar... zu kriechen. Nachrichten verkaufen sich halt leichter, wenn mal alles schön schwarz-weiß malt. Ist es nicht schön, dass jeder heute sein ideales Feindbild optimal medial präsentiert bekommt?Aber so einfach ist das nicht, denn Idioten gibt es leider in allen Teilen der Bevölkerung, egal auf welcher Demo sie mitmarschieren oder woran sie insgesamt so glauben. Und trotzdem glaubt jeder von sich, dass er selbst der intelligenteste, humanste und toleranteste Weltbürger ist und über die ganze Weisheit der Welt verfügt. Denken Sie mal ernsthaft nach? Sind Sie persönlich tatsächlich empört oder folgen Sie (wie große Teile der Presse) nur einer Modeerscheinung an Empörung? Ich erinnere mich daran, dass wegen dem ersten Irakkrieg 1991 Karneval abgesagt wurde und heute sterben mehr Menschen im gleichen Gebiet, während wir uns ein lustiges Kostüm anziehen und ausgelassen feiern. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Feiern Sie ruhig, aber bitte hören Sie dann auch auf rumzuheucheln und wegen der Ungerechtigkeit auf der Welt eine Trauermiene zu ziehen. Wenn sich etwas ändern soll, dann muss man mit allen reden, aber auch irgendwann durchgreifen. Weichgewaschene Kuschelpädagogik und ein tolles Plakat allein hilft niemandem.
Lippeportal
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