Lippeportal - März 2014

Anstand und Courage

März 2014

Die Megaspiele in Sotschi sind vorüber. Die einen sind empört darüber, dass alleine für den Bau der Anlagen mehr Geld ausgegeben wurde, als für 100 Jahre Entwicklungshilfe in Afrika, andere wiederum wissen, dass man in Limburg dafür maximal eine Doppelgarage für Kirchenoberhäupter bekommen hätte. So oder so ist das Geld futsch und so richtig interessiert hat das Sportereignis den durchschnittlichen deutschen Bildungsbürger auch nicht.

Dafür haben wir einen Skandal: Der Fall Edathy.

Da stellt sich heraus, dass ein Politiker zu seiner Entspannung gerne nackte Jungs anguckt, und ein anderer muss zurücktreten, weil er das verraten hat? Wo leben wir denn? Der Skandal liegt hier doch ganz woanders. Gabriel, Steinmeier und Oppermann wussten seit Monaten von den Ermittlungen gegen Edathy und wollten erst mal abwarten ob das Verhalten strafbar war, oder was? Da braucht man doch keine rechtliche Bewertung, ob der schmale Grad zwischen nur pervers oder auch strafbar überschritten wurde, sondern hier reicht der gesunde Menschenverstand. Würden Sie Ihre Kinder etwa gerne von einer solchen Person beaufsichtigen lassen? Also ich nicht! Und genauso wenig möchte ich solche Typen in der Nähe unserer politischen Vertreter sehen. Natürlich gilt immer erst die Unschuldsvermutung, aber die Schuld stand schon fest, nur die strafrechtliche Verfolgung wird noch geklärt. In dem Fall hätte die SPD-Spitze gemeinsam mit dem damaligen Innenminister die Tür im Edathy-Büro eintreten sollen, um Beweise sicherzustellen und dabei gleich ein paar Backpfeifen zu verteilen. Das wäre zwar nicht erlaubt gewesen, aber richtig. Wer wegsieht oder abwartet wird zum Mittäter. Gesetze sind wichtig, aber manchmal sind Anstand und Courage wichtiger. Ich wünsche mir jedenfalls Politiker, die handeln und nicht erst mal abwarten und später dann Betroffenheit heucheln.

Eine Frage am Rande: Wo ist eigentlich die Überwachung durch die Geheimdienste, wenn man sie wirklich braucht? Wenn Irgendjemand ein urheberrechtlich geschütztes Lied zum Download bereitstellt, dann stürmt eine ganze Armee das Haus und sperrt ihn in einen fensterlosen Keller, aber wenn sich jemand über Jahre hinweg extrem "bedenkliches" Material herunterlädt, dann merkt das keiner? Vielleicht sollte die GEMA solche Kriminellen verfolgen, die sind da irgendwie effektiver als das BKA.

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