Lippeportal - Februar 2017

Vollbärte und Sackrasierer?

Februar 2017

Sie finden die Überschrift provokant? Stimmt!

Noch vor einigen Jahren waren Männer mit Bärten echte Kerle, Holzfäller oder Piraten. Sie trugen Flanellhemden oder Lederwesten, tranken Whisky und hörten Rockmusik. Da wurde schnell mal ein Baum gefällt, um saftige Steaks über offenem Feuer zu braten. Heute ist der Vollbart oft das Markenzeichen kunstinteressierter Blogger, die sich hauptsächlich Gedanken darüber machen, ob das Erdbeerpeeling für die gestresste Männerhaut auch wirklich vegan ist. Wann genau wurde eigentlich aus dem legendären "Sex, Drugs and Rock'n Roll" die heutige "Laktosefreie Schlagerparty"?

Früher war nicht unbedingt alles besser, aber echte Jungs jagten keine Pokemons, sondern bauten Baumhäuser. Und die Mädchen? Viele machten mit. Waren oft sogar taffer als die Jungs und entwickelten sich später auch zu selbstbewussten Frauen. Wir brauchten keinen "Gender-Mainstream" oder Gerechtigkeitsdebatten. Erstaunlicherweise hatten wir sogar türkische oder griechische Freunde, ohne vorher ein Sensibilitätstraining zur besseren Verständigung zu durchlaufen. Im echten Leben war das ganz normal. Wir lernten uns auf dem Schulhof kennen und stellten fest, dass es überall tolle Typen aber auch Arschlöcher gab. Wir hatten halt keine politisch korrekte Dauerberieselung und kein Facebook, wo uns der Meinungs-Livestream unserer 762 Freunde prägt und den gesunden Menschenverstand übertönt. Wir durften halt noch so sein, wie wir wollten.

Vielleicht sind wir durch die ständig vorgebetete öffentliche Meinung in Verbindung mit Verblödungs-TV und unsinnigen Handyspielen heute auch so weich gewaschen und stromlinienförmig wie ein Zäpfchen geworden. Früher wurde gerauft, gefeiert und vor allem wurden echte Freundschaften geschlossen.

Heute holt man sich seinen Adrenalinkick an der Spielekonsole oder mit der Smartphone-App. Machen wir doch mal was ganz verrücktes: Schalten wir alle Handys aus, sprechen wir mit anderen Menschen und tun einfach so, als wäre es 1990. So richtig mit reden, sich dabei in die Augen gucken. Total Krass. Für alle die davor Angst haben, weil sie echte Interaktion nie kennengelernt oder vergessen haben: Das echte Leben (Real Life) ist so ähnlich wie eine VR-Brille mit dem abgefahrensten virtuellen Rundgang, den Ihr Euch vorstellen könnt. Nur die Grafik ist viel besser. Na ja, bei einigen Mitmenschen wäre zwar eine Photoshop-Retusche wünschenswert, aber darüber kann man hinweg sehen.

Vielleicht sollten wir alle mal den Blick vom Display heben und uns mehr mit unserem eigenen echten Leben beschäftigen. Mit Freundschaften und mit Baumhäusern.

Dann sind Männer vielleicht auch wieder echte Männer - was auch immer der einzelne darunter verstehen mag.

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